So viel besser verträglich und doch so unbekannt?
Ja, es ist ein Jammer.
Das aber wirklich interessante ist, Methadon steht in dem (noch immer höchst umstrittenen) Ruf auch als Krebsmittel zu funktionieren.
Zumindest wird Methadon, zwar zurückhaltend, aber doch auch als ergänzendes Medikament bei Chemotherapien als (möglicher) Wirkverstärker eingesetzt.
Als erste stellte Frau Dr. Friesen eine Wirkung von Methadon auf Krebs-Zellwände fest.
Es werden Rezeptoren besetzt, die die Zellwand-Durchlässigkeit für Chemotherapeutika erhöhen und so deren Wirksamkeit z.T. erst wiederherstellen, z.T. eine Verringerung der Dosis bewirken können.
Es erfolgten auch einige wissenschaftliche Studien dazu.
Durch die Anwendung dieses eigentlich gut bekannten Schmerzmedikaments kam es aber auch zu der Entdeckung, dass es nicht nur eine Verstärkung der Chemotherapie gibt, sondern auch eine eigenständige Antikrebswirkung hat oder sagen wir haben kann.
Das hat Methadon als Behandlungsmethode gewisse, kontrovers diskutierte Bekanntheit erlangen lassen.
I.d.R. findet sie bei der Krebsbehandlung aber erst als reine Schmerztherapie im Rahmen von Opiat-Gaben statt.
Klar sollte zu diesem Zeitpunkt (2-2024) sein, dass die Forschung hierzu (wie bei vielen anderen Ansätzen auch) noch in den Kinderschuhen steckt.
Klar ist aber auch, dass von echten Erfolgen berichtet wird -tatsächlich bis zur vollständigen Remission/ Heilung.
Und klar ist auch, dass es sich, in Anbetracht der allgemeinen und speziellen Opiod-Nebenwirkungen, absolut positiv hervortut.
Warum also kein Methadon?
Gute Frage.
Deshalb stelle ich sie hier vor.
Und ich behaupte, als selbst Betroffener, hätte ich Methadon, je nach Sachlage, mit Sicherheit auf dem Schirm.
Und zwar schon sehr früh.
Speziell Schmerzen sollten bei Krebs-Diagnose niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Sind sie doch fast immer Teil der Erkrankung.
Ebenso wie eine allgemeine Schwäche, dazu aber an anderer Stelle mehr.
Also warte nicht darauf, dass der Schmerz besser wird. Halte ihn nicht aus, weil du denkst du kannst damit irgend etwas beweisen oder erreichen.
Die Information, dass die Datenlage bei der Krebs-Methadon-Therapie zu dünn oder nicht vorhanden ist, dass es keine „gesicherten Erkenntnisse“ gibt, wäre für mich kein Grund es nicht zu versuchen. Und ja, es kann sein, es ist ein Strohhalm nach dem ich greife. Na und? Warum sollte ich nicht? Vor allem in Anbetracht der vergleichsweise geringeren Nebenwirkungen.
Würde ich zu 100% erwarten, dass ich geheilt werde?
Andere Frage: welche Therapieform kann das denn garantieren? Als Strohhalme erweisen sich auch andere.
Natürlich gibt es Krebserkrankungen, die eine außerordentlich gute Prognose aufweisen.
Wenn ich mich in einem solchen Fall einer erprobten Therapie unterziehe, schmerzfrei bin und echte Rückbildungen stattfinden, würde ich sicherlich keine Indikation für Methadon sehen.
Es bleibt also ein höchst individueller Rat, der zweifellos nicht für jeden der richtige ist.
Darum geht es mir aber auch überhaupt nicht.
Ich möchte zur Aufklärung beitragen, auch bei dünner Datenlage.
Nur wer weiß, was an Behandlungsmöglichkeiten vorhanden ist, kann sich entscheiden.
Diese Wahl muss jeder für sich selbst treffen.
Ich halte es in diesem Zusammenhang für fahrlässig sich bei der Therapie nur auf eine einzige Meinung zu beschränken.
Das mindeste sollte ein Krebs-Konsil sein.
Und noch etwas.
Eine Zweitmeinung schmälert nicht die Erstmeinung. Sie dient erst Recht nicht dem Umstand Zweifel und Misstrauen sähen zu wollen, im Gegenteil.
Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:
Ich sehe Methadon als Chance. Als zusätzliches Mittel. Keinesfalls als alleiniges Mittel in der Krebstherapie.
Ich empfehle jedem, sich mit seiner Ärztin oder Arzt darüber auszutauschen.
Skeptisch wäre ich, würde von vorneherein mit dem Kopf geschüttelt und zahllose Gründe aufgeführt, warum Methadon nichts taugt.
Wie gesagt, die Datenlage Anfang 2024 ist noch dünn. Es mag paradox klingen aber eben auch zu dünn, um sie zweifelsfrei einfach in die Tonne zu treten.
Um nicht mehr aber auch nicht weniger geht es bei meinem 2 Cent-Beitrag zu einem unfassbar komplexen Thema.
Quellen:
2007 Frau Dr. Friesen entdeckt Wirksamkeit bei Krebs
2017 Palliativmediziner Dr. Hilscher
2018 Frau Dr. Friesen erringt Sieg gegen Methadon-Gegner
2023 klinische Studie angelaufen
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